...oder warum ich von Anfang an mit Leckerchen hätte werfen müssen...
Heute wird es ganz persönlich - meine Luna wird nächsten Monat 12 Jahre alt. Für einen Flatcoated ein richtig schönes Alter. 12 Jahre, in denen man so viel falsch machen kann...
Als sie zu uns kam, war meine Welt perfekt : was für ein süßer, schwarzer Zwerg. Ganz anders als bei unserem ersten Hund, wollte ich nun alles! richtig machen.
Wie macht man das? Genau - man ruft, voller Tatendrang, bei einer Hundeschule an.
Damals gab es noch nicht ganz so viele, fb war noch nicht ganz so bekannt .
Von Hundetrainern hatte ich keine Ahnung- und so landeten wir in unserem ersten Welpenkurs.
Lunchen war schon damals "besonders" :-) Sie hatte ihren eigenen Kopf, hatte witzige Ideen während der Trainingsphasen, war einfach lustig und sagen wir mal vorsichtig : sehr lebhaft. Stillsitzen war nicht ihrs und so waren wir definitiv keine Musterschüler.
Mehr als einmal saß ich als erwachsene Frau im Auto und heulte. Ich war nicht in der Lage diesen Hund zu erziehen, unfähig ihm schönes Laufen an der Leine beizubringen. Ein Versager, der von Hundetraining keine Ahnung hatte .
Luna zog mich durchs Leben ... biss in die Leine ... meine Verzweiflung war riesengroß - mein Selbstbewusstsein am Boden.
"ich solle mir das nicht länger gefallen lassen und stehen bleiben ! "
hab ich gemacht. Ich stand - mein Hund war verwundert und begann zu schnüffeln. Ehrlich? Ich würde heute noch stehen - geändert hat sich gar nichts.
" wenn sie in die Leine beisst, will sie eigentlich in deinen Arm beißen ..." Hau ihr einmal gezielt auf die Schnauze, damit sie weiß, dass sie das nicht zu tun hat.
OMG - mein Hund ist aggressiv - gegen mich! Kein Mensch hat mir die Verhaltensweise als Übersprungshandlung, als Überforderung in der Situation, als Stresssymptom - als Hilfeschrei erklärt. Ich wurde zur Gegengewalt aufgefordert...
( Jahre später habe ich erfahren, dass sich zu dieser Zeit die ersten Veränderungen auf Grund der Spondylose gebildet hatten - sie litt unter Schmerzen, die keiner erkannt hatte )
Schlagen?
Hab ich nicht gemacht, konnte ich nicht - Gott sei Dank, wie ich heute weiß. Und dennoch tut es mir in der Seele weh, dass ich ihr nicht geholfen habe. Dass ich nicht einfach gegangen bin, auf meinen Bauch gehört habe, sie einem Tierarzt vorgestellt habe.
Es tut mir im Nachhinein leid, dass ich so viel Zeit verschwendet habe mit Dingen, die unser gemeinsames Leben keinen Deut schöner oder besser gemacht haben, dass ich mit meinem Welpen / Junghund nicht einfach in den Wald gegangen bin, um das Leben zu genießen.
Stattdessen haben wir hirnrissiges Ablaufen von vorgegebenen Laufwegen geübt ( hat auf dem Hundeplatz super geklappt - im Alltag kein Stück... )
haben dem Hund beigebracht " die Klappe zu halten"
ihn in Situationen gebracht, die er nicht bewältigen konnte und ihn mit Futter durchgelockt.
Kam er beim Rückruf nicht, wurde uns geraten uns zu verstecken ...( besser kann man Trennungsangst nicht forcieren ...)
Ich habe "gelernt" welche krankhaften Hilfsmittel es gibt, ich konnte Einblicke nehmen, mit welchen scheußlichen Methoden im Gebrauchshundesport damals gearbeitet wurde. Stachelhalsbänder mit Samtüberzug, Teletakt im Wald, wenn keiner zusah.
Zwangsapporte und Methoden, bei denen ich heute noch Gänsehaut bekomme.
Der Hund mag nicht ausgeben? Ein gezielter Tritt mit schweren Stiefeln auf die Pfoten -so etwas mag man sich heute gar nicht mehr vorstellen.
Wenn ich heute so etwas sehen würde , brächte ich diejenigen zur Anzeige - ich hätte es damals schon tun müssen.
Das war mein Werdegang, mein Weg zu einem gewaltfrei arbeitenden Trainer, der die "andere" Seite mehr als genau kennt, der mehr als einmal über den Tellerrand geschaut hat, der mehr kann als "Leckerchen werfen" und der sich eigentlich nur für eines schämt :
nicht von Anfang an so gearbeitet zu haben .
Liebe Luna auch wenn der Anfang holprig war - du hast so viel Anteil an dem, wie ich heute arbeite
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