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Warum man jeden Trainer, der mit Schreckreizen trainiert, anzeigen sollte...

Autorenbild: Sabine Fehrenbach Sabine Fehrenbach

Ketzerische Überschrift?

Nun ja - nicht, wenn man sich viele, viele Fälle aus der Nähe betrachtet.


Ich habe ihnen ein paar Emails zusammengetragen, von Fällen, die ich in meiner Praxis, in den letzten Jahren geschildert bekommen habe. Bis auf den ersten Fall alles Hunde, die in Folge von Schreckreizen eine massive Geräuschangst und/ oder aggressive Verhaltensproblematik entwickelt haben.

Aber lesen sie selbst, wozu schlechte, aversive Trainingsansätze führen können. Vielleicht verstehen sie dann, warum ich die ketzerische Überschrift für absolut angemessen halte und nur vor solchen "Trainingsmethoden" warnen kann! Die Folgen für die Hunde sind meiner Meinung nach absolut tierschutzrelevant - aber entscheiden sie selbst :


Frau H. aus B. ".... wir haben einen kleinen Chi - Mix, der jedes Mal, wenn er draußen ein Geräusch hört zu bellen anfängt. Unser Trainer, den wir zu Hilfe geholt haben, hat uns empfohlen mit einer , mit Nägeln gefüllten Dose, nach ihm zu werfen, wenn er bellt. Das hat super funktioniert, er hat sich so erschrocken und sofort aufgehört zu bellen.
Leider hat das nicht lange angehalten, gefühlt sind wir mit der Zeit immer am werfen und der Hund bellt mehr als vorher..." Was sollen wir denn jetzt machen?

Der oben erwähnte Fall ist tatsächlich noch ein "harmloseres" Ergebnis nach einem Einsatz von Schreckreizen. Der Hund hat sich an das Geräusch "gewöhnt" - für sein Problemverhalten war das Resultat gleich Null - der Stresspegel für alle Beteiligten stieg aber in Folge ins Unermessliche.

Hier sind wir seit Monaten im Training und sehen langsam Erfolge.


Frau K. aus W. " ... unser Rüde war schon immer etwas "prollig " anderen Rüden gegenüber. In der Pubertät wurde es immer schlimmer. Er zog an der Leine und begann zu bellen. Da wir möglichst schnell etwas an dem Verhalten ändern wollten, meldeten wir uns bei XX in der Hundeschule an. In einer Gruppe mit anderen Hunden, begann unserer wieder zu "stänkern" , sofort griff Herr XX zu einem Schlüsselbund und warf ihn nach ihm. Er winselte laut auf und verkroch sich zwischen meinen Beinen. Das sei ein gutes Zeichen, meinte der Trainer, weil er bei mir Schutz suchen würde.
Das Verhalten , anderen Hunden gegenüber, wurde in den kommenden Wochen tatsächlich besser - er zog den Schwanz ein und lief geduckt an ihnen vorbei -, allerdings bemerkten wir , dass unser Hund bei jedem Geräusch zusammen zuckte. Es wurde immer schlimmer, am Schluss konnte ich nicht einmal den Tisch mehr decken, ohne dass er in Panik in sein Körbchen geflohen ist. Wenn ich nur den Hausschlüssel in die Hand nehme ist B. weg ... auch draußen sind unsere Spaziergänge unentspannt - jedes Geräusch veranlasst ihn, zum Auto zurück zu ziehen. Er ist massiv gestresst und hat ( vielleicht deswegen ? ) Allergien und ein Problem mit der Bauchspeicheldrüse entwickelt ..."

Dieser Fall zeigt eigentlich den klassischen Verlauf einer Geräuschproblematik. Der Rüde war im Lauf der Zeit, nur noch ein Schatten seiner selbst. Ich habe das Team auf einem belebten Parkplatz getroffen, der Hund war zu diesem Zeitpunkt 5 Jahre alt.

Als in der Nähe ein Mann sein Auto aufschoss und der Schlüssel klapperte, fror den Hund ein, bewegte sich minutenlang nicht von der Stelle, war unfähig auch nur irgendeine Reaktion zu zeigen - ein Häufchen Elend und das, obwohl er fast 50kg auf die Waage brachte...

Ein einziges Erlebnis hatte eine Spirale der Angst in Gang gesetzt. Die Auswirkungen auf die Gesundheit waren massiv : Magenprobleme, Allergien, Schlafstörungen und ständige Anspannung. Trotz Training und vielen verschiedenen Managementmaßnahmen und Medikamenten konnten wir die massive Geräuschangst über die Jahre nur minimieren und somit das allgemeine Leben des Hundes verbessern - ganz verschwunden ist sie nie mehr....

".....Wir haben einen 4 1/2 Monate alten Welpen . Er ist jetzt seid 3 Wochen bei uns. Ich war schon 2x in einer anderen Hundeschule, bin aber nicht sehr glücklich dort, weil mein Hund sehr ängstlich ist vor allem vor meinem Mann hat er Angst. Dort wurde mir empfohlen dies mit Werfen einer gefüllten Petflasche abzustellen, was unseren Hund total verängstigte und er meinen Mann jetzt noch weniger akzeptiert. Beim Gassigehen fürchtet er sich vor jedem Auto und Fahrrad und ich weiss nicht wie ich handeln soll...!...

Diese Anfrage hat mich besonders schockiert, da es sich um einen dermaßen jungen Hund aus dem Tierschutz handelte, der erst kurze Zeit in der Familie war . Mit viel Geduld und gezieltem Training gelang es uns , den Zwerg mit dem Mann des Hauses zu vergesellschaften - die Familie ist mittlerweile auf einem guten Weg - ohne Petflaschen !


...." bei uns im Welpenkurs hat der Trainer, immer dann wenn das Spiel zu eskalieren drohte , eine Gieskanne mit Steinen gefüllt, in die Gruppe geworfen - seit dem haben wir ein echtes Problem mit Artgenossen. Meine Hündin flippt bei jedem Hund völlig aus, wird aggressiv und geht nach vorne ..."

Auch diese Entwicklung kann man beinahe schon erahnen. Schreckreize, vor allem in Verbindung mit Artgenossen, haben die Tendenz, extreme Probleme für die Zukunft zu generieren. Auf diese Art und Weise erhält man mit großer Wahrscheinlichkeit einen selbst verursachten Leinenpöbler, der mit seinen Artgenossen so gar nichts mehr zu tun haben möchte.... kein Wunder -die anderen Hunde ( und anwesenden Menschen - also im schlimmsten Fall auch die Bezugsperson! ) sind ein Teil des Schreckens - untrennbar mit dem unschönen Erlebnis verbunden. Das gilt im übrigen auch für den Strahl aus der Wasserflasche ....

...der Hund weiß ja gar nicht wo das Wasser herkommt..."

Das ist für sein anschließendes, mögliches Empfinden auch völlig unerheblich - es reicht völlig in Anwesenheit anderer Hunde mit Schreckreizen rechnen zu müssen - egal woher sie kommen, um eine unheilvolle Spirale in Gang zu setzen. Eine Spirale, die das ganze zukünftige Leben des Hundes negativ beeinflusst.


Seien sie sich dessen bewusst, wenn ihnen irgendjemand zu einer solchen Vorgehensweise, egal bei welchem Verhaltensproblem, rät.

Die vermeidlich schnelle und einfache Lösung kann die Eintrittspforte zu einem viel größeren, massiven Problem bedeuten - ein gut ausgebildeter Trainer weiß das ! In einer wirklich guten Hundeschule wird man ihnen raten auf all diese Schreckreize zu verzichten und zeigt ihnen echte Trainingsansätze für ihren Hund. Ohne unerwünschte Nebenwirkungen.


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